im Landkreis Schwäbisch Hall

Weinbau



 Wein-Acker-Mischkultur

Das Besondere an unserem Weinbau ist das spezielle Anbausystem. Wir bauen unseren Wein in einem Mischkultursystem mit einjährigen Ackerkulturen an. Dabei folgt auf jeweils eine Rebzeile ein 12 m breiter Streifen, der ackerbaulich genutzt wird. Darauf folgt wiederum eine Rebzeile und so weiter.

Durch dieses kleinteilige Mischanbausystem erschaffen wir diverse ökologische Nischen auf der gleichen Fläche und erhöhen die Biodiversität im Vergleich zu einer reinen weinbaulichen oder einer reinen ackerbaulichen Nutzung.


Fungizide

Es ist uns ein besonderes Anliegen in unserem Weinbau auf den Einsatz von Fungiziden zu verzichten.

Kurz zum Hintergrund: Wie andere Dauerkulturen auch ist Wein sehr anfällig für verschiedene Pilzkrankheiten. Dem wird sowohl im konventionellen als auch im Bioanbau mit dem Einsatz von Fungiziden begegnet. Wobei sich die eingesetzten Fungizide zwischen dem Bioanbau und dem konventionellen Anbau zum Teil deutlich unterscheiden.

Im Bioanbau sind ausschließlich sogenannte Kontaktfungizide (z.B. Kupfer & Schwefel) zugelassen, welche nur auf der Oberfläche der behandelten Pflanzenteile wirken. Im konventionellen Anbau hingegen sind auch sogenannte Systemischen Fungizide, die von der Pflanze in den Saftstrom aufgenommen werden, zulässig.

Alle Fungizide stehen dabei aufgrund negativer Auswirkungen auf die Umwelt und die Anwendenden in der Kritik.

Wir schaffen es komplett auch auf die im Bioanbau zugelassenen Fungizide zu verzichten. Wir erklären uns dies durch verschiedene Aspekte unseres Anbausystems:

  1. Weite Abstände der Rebzeilen: Da die Weinreihen durch die ackerbaulich genutzten Streifen unterbrochen sind, entsteht eine sehr lockere Pflanzstruktur. Dadurch kann zum einen mehr Wind durch die Pflanzen wehen und die Blätter trocknen schneller ab. Zum anderen ist der Infektionsdruck geringer, welcher von einzelnen befallenen auf andere gesunde Pflanzen ausgeht.

  2. Pilzwiderstandsfähige Rebsorte: Wir bauen die Weißweinsorte Solaris an. Diese ist eine neue Sorte, die aus Kreuzungen klassischer Rebsorten mit gegen Pilzkrankheiten widerstandsfähigen Wildreben hervorgegangen ist. Durch diese pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (kurz PIWI-Sorten) können auch im klassischen Anbau einige Fungizidbehandlungen eingespart werden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass allein die Sortenwahl im Monokulturanbau nicht ausreichend ist, um komplett auf den Einsatz von Fungiziden zu verzichten.

  3. Dauerbegrünung und Stickstoffmanagement: Vor allem Nitrat (eine leicht lösliche Stickstoffverbindung) kann bei zu hoher Konzentration im Boden ein zu starkes Triebwachstum und damit eine erhöhte Anfälligkeit für Pilzkrankheiten hervorrufen. Diese Situation kann sowohl durch die Anwendung von leicht löslichen Stickstoffdüngern als auch durch die natürliche Bereitstellung vom Boden durch Mineralisierungsprozesse im Frühjahr/ Frühsommer verursacht werden. Wir verzichten daher auf jeglichen Einsatz von Stickstoffdüngern und halten den Boden unter den Rebzeilen mit Hilfe einer Dauerbegrünungsmischung aus Kräutern, Gräsern und Leguminosen über das ganze Jahr hinweg bedeckt. Dadurch werden die Auswirkungen der Mineralisierungsprozesse abgemildert. Die Leguminosen sammeln uns den nötigen Stickstoff und sind zusammen mit den Kräutern ein Beitrag zur Erhöhung der Biodiversität.

    Nicht zu bestreiten ist, dass eine geringere Stickstoffverfügbarkeit für die Rebpflanze zu geringeren Erträgen führt. Im Weinbau geht dies jedoch häufig mit einer höheren Weinqualität einher und durch das fäulnisfreie Erntegut ist es uns möglich im Keller sehr schonend zu arbeiten.

  4. Sanfter Rebschnitt und Umkehrerziehung: Wir schneiden unsere Reben nach der Methode des „Sanften Rebschnitts“. Diese hat das Ziel durch einen gezielten Stockaufbau keine größeren Wunden in älteres Holz zu schneiden, um von Beginn an möglichst keine Eintrittspforten für holzzersetzende Pilze (wie z.B. Esca) zu schaffen. Außerdem erziehen wir unsere Reben nach dem System der Umkehrerziehung. Bei diesem Erziehungssystem gibt es nur einen gespannten Draht auf der Höhe von etwa 1,5 m. Auf diesen Draht wird beim Rebschnitt der Strecker (ein einjähriger Trieb) gelegt. Der folgende Austrieb findet somit 1,5 m über dem Boden statt. Dadurch erhoffen wir uns die Primärinfektion mit falschem Mehltau (Peronospera) zu erschweren, da die Sporen dieses Pilzes auf dem Boden überwintern und im Frühjahr mit dem Regen nach oben geschleudert werden.

  5. Gesteinsmehl und Komposttee: Um die Zeit der Blüte behandeln wir die Reben mit einer Spritzmischung aus Komposttee und feinst zermahlenem Diabas-Gesteinsmehl. Bei der Herstellung des Komposttees wird versucht die Mikrobiologie eines Kompostes in einer wässrigen Lösung zu vermehren, um diese im Anschluss auf die Weinblätter zu sprühen. Von dieser Kompostmikrobiologie wird sich ein positiver Effekt auf die Pflanzengesundheit erhofft. Ob es jedoch bei der Herstellung von Komposttee immer gelingt, genau die gewünschte Mikrobiologie zu vermehren, ist sicherlich fraglich. Besser untersucht scheint aktuell der pflanzenstärkende Effekt durch die Behandlung mit z.B. Diabas-Gesteinsmehlen zu sein. Dabei wird vom Pflanzengewebe das im Gesteinsmehl enthaltene SiO2 zum Teil aufgenommen und erhöht die Widerstandsfähigkeit der Pflanze gegen Mehltau. Ob die unter Punkt 5 aufgeführten Maßnahmen wirklich einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung des Ziels (komplett auf Fungizide im Weinbau zu verzichten) leisten, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beurteilen.


 Arbeiten in den Reben

Im Frühjahr schneiden wir unsere Reben und lassen dabei eine Frostrute stehen. Kurz nach dem Austrieb im Mai schneiden wir auch diese weg, binden die Strecker an den Draht und brechen überschüssige Triebe aus. Dadurch wird sichergestellt, dass die jungen Triebe in lockerer Struktur angeordnet sind und die Reben nicht durch zu viele Triebe (und dadurch später zu viele Trauben) überlastet werden.

Um die Blüte behandeln wir unsere Reben mit einer Mischung aus selbst hergestelltem Komposttee mit fein gemahlenem Gesteinsmehl.

Im Sommer, nach der Ernte der Ackerbaukulturen, mähen wir den Unterstockbereich.

Gegen Mitte/Ende September ernten wir händisch unseren Wein. Dabei achten wir darauf, dass wirklich nur gesunde Trauben in die Eimer kommen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung um im Keller den gepressten Most ohne Behandlungsmittel spontan vergären zu können und natürlich um einen guten Wein zu machen.